Das Neue Testament enthält vier Evangelienbücher. Das Evangelium nach Matthäus (Mt), das Evangelium nach Markus (Mk), das Evangelium nach Lukas (Lk), das Evangelium nach Johannes (Joh). Die ersten drei Evangelien sind nach Inhalt, Aufbau und Sprache untereinander eng verknüpft. Daher werden sie in der Bibelwissenschaft oft zusammen gesehen (griechisch „synopsis”) und heißen deshalb auch „synoptische“ Evangelien.
Das Wort „Evangelium“ (griechisch “euangélion”, übersetzt „frohe Botschaft“) verwendet zuerst der Evangelist Markus in der Überschrift seines Berichts über die Worte, die Taten und das Lebensgeschick Jesu (Mk 1,1). Mit den Evangelien liegt eine neue Form von religiösen Schriften vor, in deren Mittelpunkt das von Gott durch Jesus Christus allen Menschen angebotene Heil steht.
Das Evangelium nach Matthäus
Das erste Evangelium nennt einen gewissen Matthäus als Verfasser. Dieser wird in Mt 9,9; 10,3 mit dem Zöllner von Kafarnaum gleichgesetzt. Nach kirchlicher Überlieferung soll er sein Evangelium in hebräischer Sprache verfasst haben. Dafür gibt es aber keine schriftlichen Beweise.
Matthäus sammelt schriftliche und mündliche Überlieferungen von Jesus und ordnet sie nach einem zeitlich dreigeteilten Schema, das er vom Evangelisten Markus übernimmt: Beginn der Tätigkeit Jesu in Galiläa; Unterweisung seiner Jünger und Gang nach Jerusalem; Leiden und Tod Jesu in Jerusalem. Matthäus ergänzt zu Beginn noch die Vorgeschichte Jesu und an das Ende stellt er einen Bericht von der Erscheinung des Auferstandenen. Somit ergibt sich folgender Aufbau:
Mt 1,1-2,23 Die Herkunft und Kindheit Jesu
Mt 3,1-18,35 Das Wirken Jesu in Galiläa
Mt 19,1-25,46 Das Wirken Jesu in Judäa und Jerusalem
Mt 26,1-28,20 Das Leiden Jesu und seine Auferstehung
Ein judenchristlicher Lehrer, der vielleicht noch Schüler der Apostel war, hat das Matthäusevangelium in griechischer Sprache verfasst. Er benutzte neben dem Markusevangelium auch eine andere griechische Vorlage (sog. Spruch- oder Redequelle. Sowohl Matthäus als auch Lukas übernehmen im Unterschied zu Markus aus dieser sog. Spruch- oder Redequelle die Bergpredigt, das Vaterunser und eine Vielzahl von Gleichnissen. Auch finden sich im Matthäusevangelium Überlieferungen, die weder in Markus bzw. Lukas noch in der sog. Spruch- oder Redequelle vorliegen. In diesem Zusammenhang spricht man vom sog. Sondergut des Matthäus.
Zeitlich gesehen setzt das Matthäusevangelium die Eroberung und Zerstörung Jerusalems mit seinem Tempel um 70 n. Chr. voraus. Es ist wohl kurz danach um 80 n. Chr. in einer syrischen Stadt (Antiochia?) verfasst worden. Das Evangelium wendet sich an Christen jüdischer Herkunft, die in ihrem Alltag vor allem der Gefahr der Kleingläubigkeit ausgesetzt sind.
Jesus wird ganz im Sinne des von den Propheten verheißenen Messias verstanden. Insofern zielt die Lehre Jesu auf die Erfüllung des Gesetzes (Tora). Dennoch wird Jesus von Anfang an von den religiösen Führern seines Volkes abgelehnt, während seine Botschaft bei den Sündern und Heiden anerkannt ist.
Als Sohn des lebendigen Gottes ist Jesus der endgültige Offenbarer, Gesetzgeber und Lehrer. Er verkündet den Willen Gottes und hebt in diesem Zusammenhang das Liebesgebot als Zentrum des Gesetzes (hebräisch “Tora”) hervor.
Durch die Auferstehung Jesu wird das Heil allen Menschen angeboten. Damit wird die christliche Gemeinde in eine universale Perspektive gestellt.
Hier die Videos: Das Buch Mt – Teil 1 Das Buch Mt – Teil 2