Fronleichnam

Fronleichnam.

Vom Hexenkraut zum Weihebuschen.

Noch heute werden in Illmitz an den Altären, die zur Fronleichnamsprozession errichtet werden, von den Leuten Blumen- und Kräutergebinde hingelegt. Allein schon durch das Vorbeitragen der Monstranz mit der heiligen Hostie werden diese „Bischl“ geweiht. Man hängt sie als Schutz vor allem Unheil  im Haus auf, lässt sie bis Weihnachten trocknen und nimmt sie dann zum rituellen Räuchern.

Mindestens sieben Pflanzen sollen in den Weihebuschen gebunden werden, es können aber auch neun oder zwölf sein. Wichtig sind: Muidakraut (Mutterkraut, Falsche Kamille, Fieberkraut), Ludschstaok (Liebstöckel), Solva (Salbei), Eiwisch (Eibisch), Pfloublatl (Malve, Große Käsepappel), Dōnrosn (nickende Distel) und Grōsbandl (Rohr-Glanzgras oder Reutgras). Schön machen sich im Gebinde auch die Königskerze, das Baoschnagerl (Bartnelke), der Jühling (Iris) und natürlich eine (rote) Rose als Symbol für das Herz Jesu. An Blattwerk  gibt man gerne Nusslaub und auch Weinblätter dazu. Noch einige Ähren von den Feldfrüchten wie Troad (Roggen) oder Woaz (Weizen), und das „Bischl“ ist perfekt.

Warum das Weihen der Buschen in Illmitz und in vielen Nachbardörfern schon zu Fronleichnam stattfindet und nicht wie sonst im österreichisch – bairischen Raum üblich zu Mariä Himmelfahrt am 15. August, hat historisch-mystische Hintergründe. Seit dem Spätmittelalter musste in den Kräuterbuschen immer ein Diptam (heute sehr selten und streng geschützt) dabei sein. Diese Heilpflanze ist zum sogenannten Frauentag schon verblüht und verliert laut einem alten Aberglauben nach dem Johannitag (24. Juni) seine Heilkraft, weil die Hexen die Spitzen abbeißen. Deswegen bei uns und in Ungarn auch der Name Hexenkraut. So hat man kurzerhand bei uns die Weihe der Blumen- und Kräuterbuschen auf Fronleichnam vorverlegt. 

Hans Kroiss