Aus der Schriftenreihe zur Geschichte der Marterl in Illmitz
von Hans Kroiss
Ein frühes Zeichen der gelungenen Gegenreformation und
steinernes Sprachdokument von den alten Illmitzern.
In der Literatur über die Marterl in Illmitz und auch in den Beschreibungen des Bundesdenkmalamtes wird dieses Kreuz an der Ortseinfahrt neben der Brücke über den Pfarrergraben nur als Lichtsäule bezeichnet. Auch im Volksmund kennt man keine eigene Bezeichnung für dieses Kleindenkmal.
Ein Angerkreuz muss weichen. |
Die Frage der Jahreszahl.
Dieses Kreuz ist wohl das älteste noch existierende Marterl, das von einem wohlhabenden Illmitzer Bauern aufgestellt worden ist. Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich um das Jahr 1693, obwohl die Zahl 9 in der Inschrift nicht mehr gut leserlich ist.
Und zwar aus folgenden Gründen: Die Illmitzer waren auch nach der Rekatholisierung unter den Fürsten Esterházy noch immer dem evangelischen Glauben zugetan, wie die Visitationsprotokolle der Pfarre im ausgehenden 17. Jhdt. (laue Katholiken) belegen. Erst Pfarrer Steininger (Staninger), der bald nach dem Türkenjahr 1683 eingesetzt wurde, konnte den katholischen Glauben im Dorf festigen. Obwohl nach außen hin katholisch, im Herzen aber evangelisch, hätten die Illmitzer noch in der ersten Hälfte des 17. Jhdts. nie einen Richter für das Dorf gewählt, der erzkatholisch war. Da die Evangelischen als einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen Jesus Christus sahen und die Heiligen- und Marienverehrung in der katholischen Form abgelehnt wurde, kann das Marterl mit dem Tabernakel, in dem sicher eine Heiligen- oder Marienfigur stand, erst in das letzte Drittel des 17. Jhdts. datiert werden.
Obwohl schon in der Zeit des Frühbarocks, haben Kunstelemente dieses Stils noch lange nicht in ländliche Baulichkeiten Eingang gefunden. Unser Bildstock gemahnt eher noch an das blochig Romanische und zeigt mit seinem Pyramidenhelm und dem aufgesetzten Steinkreuz frappante Ähnlichkeiten mit Marterl rund um den See (z.B.: Breitenbrunn, Purbach), auch aus dieser Zeit.
Ein Gregor Haider, Vater des Stifters der Säule und als Richter von Illmitz bezeichnet, taucht erst in einem Urbar von 1675 auf.
Banntaiding und Richter. Bezeichnet als Kleindenkmal oder Lichtsäule, gewährt dieses Kreuz also viele Einblicke in die Geschichte und die Mundart der alten Illmitzer. |
Originalinschrift in Majuskeln, aber zum besseren Verständnis hier mit Wortabständen:
JACOB HAIDER DERCEIT RICHTERZEI ZU ILMIZ
SEIN HAUSFRAU ELISABET
HABEN DIESE SEIL IHREN VATERN GREGOR HAIDER GEWESTEN RICHTER
ALDA SELIGEN UND ELENE SEINER HAUSFRAU UNSERER LIEBEN MUETER
ZUR EWIGEN GEDECHTNUS AVERICHTEN LASEN 1693