Aus der Schriftenreihe zur Geschichte der Marterl in Illmitz von Hans Kroiss.
Überwuchert von Sträuchern und Bäumen, fristete das alte Marterl ein unscheinbares Dasein hinter dem Haus bei der Alten Mühle südöstlich des Kirchsees (Mühlwasser). Die Windmühle wurde bis 1910 von der Familie Daniel betrieben, die evangelisch war. Wohl auch deswegen haben sich die Müllersleute, so munkelt man noch heute, wenig bis gar nicht um das katholische Wegkreuz gekümmert.
In den 1980-er Jahren wurde der Weg bei der Martinssäule, der ja zur alten Illmitzer Martinskirche führte, hergerichtet und der Platz von freiwilligen Helfern gesäubert. Schlussendlich wurde 1992 das Marterl abgetragen und an der nahen Kreuzung Kirchseegasse – Schrändlgasse hintaus originalgetreu wieder aufgebaut. Da ja zu Martini auch der neue Wein getauft wird, hat man in den Sockel je eine Flasche der Illmitzer Weltmeisterweine eingemauert.
Auf diesem wuchtigen Postament aus Sandstein erhebt sich die quadratische Säule mit einer Nische, in der sich heute ein modernes Relief vom burgenländischen Künstler Thomas Resetarits, den Mantel teilenden Martin darstellend, befindet. Ursprünglich war wohl auch ein Bild des Hl. Martin in der Nische. Darüber thronen ein mächtiges Trennungsgesims und eine Stumpfpyramide mit einem Eisenkreuz.
Die Entstehung der Säule wird mit Ende 16./Anfang 17. Jahrhundert datiert.
Ein markantes Wegkreuz also zwischen dem heutigen Illmitz und dem alten Dorf südlich des Kirchsees mit der ehemaligen Kirche zum Heiligen Martin, die schon 1299 urkundlich erwähnt wurde. 1363 musste die Kirche wegen Versumpfung des Geländes aufgegeben werden, 1438 wurde sie allerdings wieder hergerichtet. Die Abwanderung der Illmitzer vom Standort südlich des Kirchsees in das heutige Siedlungsgebiet dürfte schon in diesem Zeitraum begonnen haben. Feuersbrünste und Türkenkriege beschleunigten die Bautätigkeit im neuen Dorf.In einem Visitationsprotokoll von 1652 heißt es, dass zwei Glocken im Kirchturm, eine dritte im Dorf hängt. Wochentags wird die Messe in einem Haus im Dorf gefeiert, Sonn- und Feiertags in der alten Kirche beim Mühlwasser. Der Kirchgang war also weit, bei Überschwemmungen konnte man, so wird erzählt, nur mit der Zille das Gotteshaus erreichen.
Die Illmitzer konnten nur sehr langsam zum katholischen Glauben zurückgeführt werden. So schreibt der Pfarrvisitator 1696: „Die Bewohner sind noch recht kalt. Die Kirche ist sehr armselig – wegen gröbster Nachlässigkeit der Pfarrkinder.“
Unsere Martinssäule als Wegkreuz bei der alten Windmühle sollte also die Illmitzer auch zum Kirchgang und zur Rückkehr zum Katholizismus ermahnen.
Die alte Kirche existiert schon lange nicht mehr. Das Marterl zeugt aber noch eindrucksvoll vom ehemaligen Patrozinium des Heiligen Martin.