BIBEL 40: Das Buch Micha

Der Prophet Micha (= „Wer ist wie JHWH?“) stammte aus der ländlichen Ortschaft Moreschet-Gat (ca. 35 Kilometer südwestlich von Jerusalem) und war dort Sippen- oder Ortsältester („Bürgermeister“). Er wirkte im ausgehenden 8. Jh. v. Chr. und war ein jüngerer Zeitgenosse der Propheten Amos, Hosea und Jesaja. Im Rahmen der Endredaktion am Ende der persischen Zeit bzw. zu Beginn des hellenistischen Zeitalters (4. / 3. Jh. v. Chr.) wird der Schluss des Michabuchs Mi 7,8-20 erstellt. Entsprechend der Abfolge „Unheil-Heil“ zeigt, dass die Heilsperspektive jeweils eine Aktualisierung der älteren Unheilsperspektive darstellt.
 
Die Unheilsworte beinhalten eine massive Staats- und Gesellschaftskritik, die nicht nur die Verarmung breiter Kreise, sondern vor allem auch die rücksichtslose Heranziehung von Kleinbauern und Handwerkern zur staatlichen Fronarbeit thematisiert. Zu den kritisierten gesellschaftlichen Verwerfungen gehören auch die Korruption des Beamtenapparates und der Justiz sowie die Wirtschaftskriminalität reicher Grundbesitzer. Dabei ist die Schuldverstrickung so tief verankert, dass an eine Umkehr nicht mehr zu denken ist. Insofern kündigt Micha das Gericht JHWHs mit drastischen Worten an.
Die Heilsworte kreisen um den Zion und um Jerusalem und damit um den Ort, an dem JHWH mit seiner Liebe und Gerechtigkeit gegenwärtig ist. Als Ort der gegenwärtigen Gerechtigkeit JHWHs üben der Zion bzw. Jerusalem eine große Anziehungskraft auf die Völker aus, die deshalb ihre „Schwerter zu Pflugscharen“ und ihre „Lanzen zu Winzermessern“ umschmieden (vgl. Mi 4,1-4; das Motiv wird später in Jes 2,2-5 aufgenommen). Die in Mi 4-5 ausformulierte messianische Vision, die nicht Jerusalem, sondern Betlehem zur Geburtsstadt des messianischen Friedensherrschers werden lässt, steht in gewolltem Kontrast zum Versagen der politischen Amtsträger in Jerusalem. Diese Vision wird in Mt 2 aufgenommen, um die Geburt des Messias Jesus zu deuten. (Quelle: www.bibelwerk.de)

Hier das Video: Das Buch Micha