Der Römerbrief gilt als der wichtigste Paulusbrief. Paulus legt in diesem Brief in dichter und überlegter Sprache Zeugnis über sein Verständnis des Evangeliums Jesu Christi ab. Mit dem Römerbrief liegt erstmals in Briefform eine systematische Erschließung der frühchristlichen Theologie vor. Wegen seines hohen theologischen Gewichts setzt daher auch die Sammlung der Paulusbriefe mit dem Römerbrief ein.
Der Römerbrief gliedert sich in zwei große Abschnitte: Röm 1,18-11,36 und Röm 12,1-15,13.
Im Einzelnen gliedert sich der Römerbrief wie folgt:
Röm 1,1-7 (Anschrift mit Gruß)
Röm 1,8-17 (Dankgebet und Thema des Briefs)
Röm 1,18-3,20 (die Universalität der Sünde)
Röm 3,21-5,21 (die Universalität des Heils)
Röm 6,1-8,39 (das Christsein als neue Existenz)
Röm 9,1-11,36 (Gottes Gerechtigkeit und Israels Existenz)
Röm 12,1-15,13 (das Leben in der christlichen Gemeinde)
Röm 15,14-16,27 (Briefschluss)
Paulus schreibt den Römerbrief an einem Wendepunkt seiner Missionstätigkeit. Seine Tätigkeit als Missionar sieht er im Osten des Römischen Reichs als beendet an. Er steht vor seiner Reise nach Jerusalem, um dort die Kollekte, die die Gemeinden in Mazedonien und Achaia für die Armen der christlichen Urgemeinde in Jerusalem gesammelt haben, abzuliefern. Danach will er seine Missionstätigkeit im Westen des Römischen Reichs (Spanien) beginnen. Auf dem Weg dorthin will er die christliche Gemeinde in Rom besuchen, die nicht durch ihn gegründet wurde und die ihm völlig unbekannt ist.
Der Brief an die Römer ist wahrscheinlich in Korinth im Jahr 56 n. Chr. verfasst worden.
Da Paulus die christliche Gemeinde in Rom, die wahrscheinlich aus mehreren Hausgemeinden bestand, weder gegründet noch zuvor besucht hat, stellt er sich in seinem Brief nicht nur persönlich, sondern auch ausführlich sein Verständnis der Botschaft Jesu Christi vor. Dies geschieht nicht zuletzt auch deshalb, um vor seinem Besuch in Rom mögliche Missverständnisse, die über ihn und seine Lehre kursieren, auszuräumen.
Im ersten Hauptteil (Röm 1,18-11,36) entfaltet Paulus sein Verständnis von Gottes Gerechtigkeit, die in Jesus Christus zu allen Menschen, also auch zu den Heiden, gekommen ist. Im Kreuzestod Christi hat sich Gott allen Menschen, die unter der Sünde standen, zugewandt. Darin erweist er sich selbst als gerecht und spricht die Menschen, die aus dem Glauben an Jesus Christus leben, gerecht. Daher birgt das Evangelium eine Kraft Gottes für jeden in sich, der glaubt.
Als Getaufter steht der Christ nicht mehr unter der Macht des Todes, der Sünde und des Gesetzes, sondern unter der Gnade Gottes, die ihn zum Dienst für die Gerechtigkeit befreit. Indem sich der Christ vom Geist Gottes leiten lässt, wird er zu einem Kind Gottes, das auf Hoffnung hin existiert.
In seinem Brief bezeugt Paulus, dass Israel weiterhin das Gottesvolk ist, obwohl es in Jesus nicht den verheißenen Messias erkennt. Gott hebt seinen Bund mit Israel samt den damit verbundenen Verheißungen nicht auf. Er verstößt nicht Israel zugunsten der Heidenchristen. Daher haben diese auch keinen Grund zur Überheblichkeit gegenüber Israel.
Im zweiten Hauptteil (Röm 12,1-15,13) greift Paulus das Bild vom Leib mit den vielen Gliedern auf und mahnt zu einem gleichberechtigten Miteinander der verschiedenen Gnadengaben. Im Mittelpunkt des Gemeindelebens und als Grundlage für die Außenkontakte soll das Gebot der Nächstenliebe gelten. (Quelle: www.bibelwerk.de)