Aus der Schriftenreihe zur Geschichte der Marterl in Illmitz von Hans Kroiss.
Allein schon der Name Salāsch als Lehnwort aus dem ungarischen Szállás mit der Bedeutung für Unterkunft oder Herberge regt einige interessante Überlegungen über unsere konservative, mittelbairische Mundart und deren Wechselwirkungen mit der Sprache unserer ungarischen Nachbarn an. Wir haben viele Wörter vor allem aus dem landwirtschaftlichen Bereich übernommen, so eben auch Szállás für die Unterbringung eines größeren Viehbestandes von einem Großbauern außerhalb der geschlossenen Siedlung. „Sallasch, des is a Wirtschaftshof drauß im Feld“, hieß es auch bei den Donauschwaben. In Illmitz dürfte es sich um ein Großgatter mit Unterstand für einen kurzfristigen Aufenthalt von Herden, gemeinsam bewirtschaftet (1858: közös legelő= Gemeinschaftsweide), gehandelt haben. Allerdings dürfte der Begriff zuerst von den Ungarn aus dem frühen Mittelhochdeutschen des ritterlich – höfischen Lebens (zalas = Herberge, got.: saljan = Herberge nehmen, vgl. nhd.: Saal, Salon, Salettl) übernommen worden sein und fand als Rückentlehnung in unserem bäuerlichen Sprachgebrauch wieder Eingang. Viele Illmitzer sagen heute noch „Dsalāsch“, was aber eher mit dem permanent zugefügten Artikel „die“ als Verkürzung „d-“ vor dem „s“ zu tun hat, so wie „am Anger“ zu „Moungɐ“ gebildet wurde.
Nun aber zu unserer Madonna.
Die Zeit der Errichtung ist auf Grund von altem Kartenmaterial gut einzugrenzen. Bei der Begradigung des Hotterverlaufes zwischen Ober- und Unterillmitz aus dem Jahre 1858 ist zwar der Hügel, auf dem die Mariensäule steht, eingezeichnet, aber noch kein Symbol für ein Marterl (die anderen Kreuze von Illmitz sind vermerkt). Auf einer Militärkarte aus dem Jahre 1872 aber sehr wohl. Von der Familie Heiss (O.H. 20), die das Marterl heute betreut und pflegt, ist zu erfahren, dass die alte Salasch-Madonna von der Familie Gartner Lorenz (Gaortɐlǝinz) zum Andenken an deren Sohn, der in Amerika bei einem Unfall mit Pferden verunglückte, errichtet wurde. Dieser Sohn muss also schon bei der ersten Auswanderungswelle Mitte des 19. Jhdts. (231 Personen aus Illmitz) dabei gewesen sein.
Von der „alten“ Salasch-Madonna ist deswegen zu sprechen, weil die Familie Heiss 1996 das Kreuz komplett neu errichtet hat, mit einem modernen Bronzeguss „Maria mit dem Kind“ auf einer hellgrauen Granitsäule mit Postament, auf dem alten Sockel aus Sandstein stehend.
Das Original wurde abgetragen, von der Familie Frank (Ufergasse 2) generalsaniert und auf der Grünanlage vor dem Zusammenlauf von Seegasse und Sandgasse Richtung See aufgestellt (im Jahr 2000 neu eingeweiht).
Auf dem schon Generationen vorher aufgeschütteten Hügel auf der Salasch gleich vor dem neuen Marterl steht noch der Grenzstein zwischen Ober- und Unterillmitz. Die heutige Landesstraße, die vorbeiführt, wurde in den alten Karten als „Boldog Asszony Ut“ (Frauenkirchener Straße), also die Straße zu unserer Lieben Frau, Schutzpatronin Ungarns, bezeichnet.
Ausschnitt einer Karte von 1858 mit der Salasch und dem Hügel (ohne Marterl)
Militärkarte von 1872 mit dem Hügel und der eingezeichneten Slasch-Madonna